Blattjagd-Tipps von Klaus Weisskirchen

Zuerst eine kurze Blattjagd-Geschichte

Es war am 25. Juli. Ein heißer Hochsommertag. Ich saß vor der Jagdhütte beim zweiten Frühstück, als mein junger, sehr passionierter Mitpächter aufgeregt berichtete, dass die Blattjagd auf dem Höhepunkt sei, denn er hätte heute morgen einige Böcke stark treiben und beschlagen sehen.

Ich lehnte mich an der roh gezimmerten Holzbank zurück und sagte zu ihm:

„Es ist Brunftzeit, aber noch keine Blattzeit. Lass doch der Natur ihren Lauf und habe Achtung vor der Kreatur, denn für jedes Lebewesen ist der Drang zur Vermehrung der Höhepunkt seines Daseins. Stell Dir einmal bildlich vor, ein menschliches Schmalreh lockt Dich mit den Augen oder schönen Worten. Du folgst ihr zu einem heimlichen Ort und da bekommst Du „eins über den Schädel“. Pech gehabt nicht wahr? Jetzt gib mir einmal eine ehrliche Antwort. Wie kommst Du Dir vor, wenn Du einen Bock erlegst, der entweder kurz vor dem Beschlag, während des Beschlagens oder unmittelbar danach Deine Kugel bekommt?“

Mein Jagdfreund Hannes senkte den Blick und sagte: „ Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht.“

Ich freute mich innerlich in dem Bewusstsein, heute zum x-ten mal einen Jäger nachhaltig auf den Begriff „ weidgerecht“ aufmerksam gemacht haben zu können.

Stammtischgespräche über Brunftböcke sind oft haarsträubend. Leider hören auch oft Nichtjäger diese Jagderlebnisse und schütteln verständnislos mit dem Kopf. Das muss nicht sein.

Auch gegen Ende der Blattzeit kann die Blattjagd erfolgreich sein

Vor ein paar Jahren las ich einen Bericht in einer großen deutschen Jagdzeitung. In der Juli- Ausgabe berichtete der Chefredakteur im Vorwort über die armen schwedischen Jäger, denen eine Bejagung des Rehbockes während der Brunft untersagt ist. Er meinte, dass diese Jäger um eines der schönsten Erlebnisse bei der Bockjagd gebracht würden. In Kroatien und einigen anderen Ländern ist ebenfalls die Jagd während der Paarungszeit der Rehe verboten.

Hätte der Autor in unserem Fall eine Ahnung von der richtigen Blattjagd gehabt, hätte er diesen Kommentar nicht geschrieben, denn in Schweden geht aus diesem Grund die Bockjagd erst wieder am 16. August auf.

Wer aber gekonnt seine Blattinstrumente einsetzt, hat auch da noch Erfolg – mit meinem Eifersuchtsblatten, das ich später in diesem Artikel ausführlich beschreiben werde.

Die Voraussetzungen für die Blattjagd haben sich geändert

Der Begriff „Blattjagd“ ist schon Jahrhunderte alt. Vor Jahrhunderten kannte man noch keine Instrumente. Man bediente sich eines Naturblattes, ob Buchen- oder Fliederbuschblatt, Gras- oder Strohhalm, Birkenrinde oder eines anderen dünnen und weichen Naturprodukts. Auch heute noch beherrschen einige alte aber, auch junge Jäger diese Kunst.

Doch die größte Kunst und der bestens hervorgebrachte Fieplaut bringt heute nicht mehr den gewünschten Erfolg, weil das Geschlechterverhältnis einfach nicht mehr in Ordnung ist.

Wenn drei bis fünf weibliche Stücke auf einen Bock kommen, führt auch der vom Jäger ausgestoßene, natürlichste Ton selten zum Erfolg. In der Brunft fiepen dann viele Rehe. Dazu kommt noch der Brunftgeruch, der sich wie ein unsichtbarer Nebel durch unsere Reviere ausbreitet.

Lassen wir also während der Hauptbrunft den Blatter in der Tasche, denn es befindet sich kein Instrument auf dem Markt, mit dem man einen hochbrunftigen Bock von einer hochbrunftigen Ricke weg locken kann.

Kritiker werden jetzt sagen. „Alles Unsinn, wenn die richtige Zeit da ist, springen die Böcke sogar aufs Schubkarrenquietschen.“

Und schon beschäftigt uns die Frage nach dem richtigen „Zeitpunkt“.

Der Tag X in der Blattjagd

Der Tag X, wie er wildbiologisch oft genannt wird: Wann genau ist der? Das kann kein Mensch benennen. Die Natur deutet uns diesen Zeitpunkt vage an.

Es ist die Zeitspanne sieben oder acht Tage nach der Hauptbrunft des jeweiligen Bockes. Seine beschlagenen Stücke sind nicht mehr brunftig, aber der Hormonspiegel ist noch sehr hoch. Diesen Tag können wir nicht erkennen.

Da kann es passieren, dass man am siebten August zum Blatten geht und sich überhaupt nichts rührt. Geht man an die gleiche Stelle einen oder zwei Tage später, kann es vorkommen, dass gleich zwei Böcke springen. Sie sind oft so liebestoll, dass jeder Fiep- oder Quietschton genügt, um sie zum Zustehen zu bringen.

Der beste Zeitpunkt für die erfolgreiche Blattjagd

In der Regel ist das bei mittlerer Seehöhe am Ende der ersten Augustwoche / Anfang der zweiten Augustwoche bis Mitte August. In den Bergen zehn bis 14 Tage später. In den Auen einige Tage früher.

Der Klimawandel hat auch Auswirkungen auf die Blattjagd

Man sollte unbedingt die Veränderung der Jahreszeiten durch den Klimawandel in Betracht ziehen. Die Hitzeperiode 2003 hat einiges durcheinander gebracht. Ich habe bereits am 5. Juli E-Mails von Jägern erhalten, die einen Hochbeschlag beobachtet haben.

Ich selbst habe für ein Kamera- Team dagegen noch am 18. August bei schlechtestem Wetter sehr guten Erfolg gehabt.

Die Klimaveränderung spielt zunehmend eine Rolle. Bei milden Wintern kann sich der Eisprung 8- 14 Tage vorverlagern und bei sehr strengen Wintern nach hinten. Aber nicht bei allen Stücken. So kann es vorkommen, dass sich die Brunft von Anfang Juli bis nach Mitte August hinzieht.

Eine Anleitung zur Blattjagd für ungeübte Blattjäger

Der richtige Stand für die Blattjagd

Sie suchen sich einen geeigneten Platz in der Nähe eines Einstandes. Ob vom Boden aus oder vom Hochsitz, das bleibt Ihnen überlassen. Das Wichtigste ist die Windrichtung, auf die müssen Sie unbedingt achten. Am besten mit Hilfe von Seifenblasen für Kinder. Wird mit dem Wind geblattet, ist er Bock von vornherein „verblattet“.

Vom Hochsitz aus sollten die Fieptöne nach unten gerichtet werden, so dass sie gewellt zum Boden hin ausgerichtet sind. Sie pirschen nicht leise und schleichend zu diesem Platz, sondern gehen ganz normal dorthin. Wichtig ist dann, so lange zu warten, bis sich das Umfeld (Vögel etc.) beruhigt hat. In der Regel 30 Minuten.

Die erste Strophe bei der Blattjagd

Bei der ersten Strophe stoßen Sie 3 bis 5 Fieplaute verhalten in alle Himmelsrichtungen, um ein suchendes Stück zu imitieren. Es ist darauf zu achten, dass wir kein nachweinendes fieeeee herausbringen, sondern ein kurzes fii, sonst antworten der junge Bussard oder der Eichelhäher. Zwischen den einzelnen Tönen atmen Sie selbst tief durch, um den nächsten Fiep zu erzeugen, denn das weibliche Stück muss ja auch atmen und sich bewegen, um den nächsten Ton auszustoßen.

Nach dieser Strophe ca. 15 Minuten warten und unbedingt auf die kleinen Singvögel wie Zaunkönig, Kleiber und die verschiedenen Meisenarten achten, die mit ihrem aufgeregten Gezeter jede Bewegung im Wald verfolgen und melden.

Die zweite Strophe bei der Blattjagd

Es folgt die zweite Strophe. Diese soll genauso ausgestoßen werden wie die erste Strophe, jedoch entschieden lauter. Wenn Sie zu Beginn mit den verhalten ausgestoßenen Tönen ca. 100 m Umkreis erreicht haben, wird mit den lauten Fieptönen ein Radius von ca. 250 m erreicht.

Mit diesen beiden Strophen können Sie unmittelbar vor Brunftbetrieb den jungen, schlechtveranlagten Bock heran holen, da dieser oft noch kein weibliches Stück gefunden hat und von anderen Böcken hin und her gejagt wird. Doch der Hormonspiegel ist genauso gestiegen, wie bei älteren Böcken, die bereits eine Partnerin haben. Aus diesem Grund steht der junge Bock schnell zu.

Auch acht Tage nach der Hauptbrunft, ca. 5. bis 8. August kann man mit diesen normalen Strophen auf jeden Bock Erfolg haben.

Wer das Naturblatt nicht beherrscht, sollte sich eine weich klingende, verstellbare Fiepe aus Kirschholz besorgen.

Auf jeden Fall verblattet ist ein Bock, der Fieptöne, egal in welcher Ausführung, mit der menschlichen Witterung in Verbindung bringt.

Das richtige Wetter für die Blattjagd

Die Witterungsverhältnisse sind zweitrangig. Der Blatttag sollte aber keinesfalls nasskalt und stürmisch sein. Warmes Regenwetter ist garantiert besser als hochsommerliche Hitze verbunden mit Trockenheit.

Die richtige Tageszeit für die Blattjagd

Gute Tageszeiten in Verbindung mit dem Nässerhythmus sind die späten Morgenstunden von 08:00 bis 09:00 Uhr, die Vormittags- bis Mittagszeit von 11:00 bis 13:00 Uhr und die frühen Abendstunden von 17:00 bis 18:30 Uhr. Zu diesen Zeiten ist das Wild locker auf den Läufen.

Eine alte Bauernjägerregel besagt: „ Stehen auf der Weide die Kühe auf, um sich zu lösen und etwas zu fressen, dann ist das Rehwild auch in Bewegung.“

Wie so oft in der Natur trifft hier die alte Bauernregel zu. Vom Halb- bis Vollmond ist alles Wild sehr nachtaktiv und tagsüber müde, auch das sollte man bei Misserfolgen berücksichtigen.

Laute für fortgeschrittene Blattjäger

Sprengfiep, Kitzangstruf, Angstgeschrei und Eifersuchtsgeschrei sollten nur gekonnt eingesetzt werden und zwar mit Spezialblattinstrumenten. Speziell dafür habe ich den Weisskirchen-Universalblatter mit Lamellen entwickelt.

Eines sollte sich allerdings jeder Jäger fest einprägen – und das gilt für alle Lockarten:

Weniger ist oft mehr.

Unser heimisches Wild wird immer mehr nachtaktiv durch Beunruhigung am Tage und in der klassischen Ansitzzeit in der Dämmerung. Wer die Lockjagd perfekt beherrscht, braucht auf einen Erfolg nicht zu verzichten. Die beste Zeit für das Eifersuchtsblatten ist zwischen dem 7. und 15. August mittags zwischen 11 und 13 Uhr.

Lerne die Stimmen der Tiere, dann bist Du Herr in Deinem Reviere.

Ihr Klaus Weisskirchen

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